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Rock in Sand

Was ist Yoga?

Yoga ist jener innere Zustand, in dem die Denkbewegungen des Geistes zur vollständigen Ruhe gekommen sind. Yoga ist eine Wissenschaft und die Kunst, die den menschlichen Körper und Geist untersucht. Es ist aber auch Mittel, den menschlichen Geist zu beruhigen und aus der Isolation in die Einheit mit dem Universum zu führen. Yoga ist eine Lebensweise und kann eine Bewusstseinserweiterung herbeiführen. Es ist ein Weg zur Integration von Körper, Atem, Geist und Seele und eine der ältesten uns überlieferten Methoden zur bewussten Entwicklung des Menschen. Yoga befreit von zahlreichen Beschwerden, gibt dem Körper Kraft, fördert die Flexibilität und bringt diese scheinbar gegensätzlichen Eigenschaften in Einklang miteinander. Yoga ist aber auch die Kunst, die uns die Fähigkeit und das Selbstvertrauen schenkt, dem alltäglichen Stress mit Gelassenheit zu begegnen. Der Begriff Yoga stammt von der Sanskrit Wurzel ‚yuj‘ ab, was soviel wie anschirren, vereinen oder verbinden bedeutet. Durch das Einhalten der ethischen Grundsätze, dem Praktizieren von Körperstellungen und Atemkontrolle, der Erzeugung einer tiefen Konzentration, Versenkung oder Meditation – je nach bevorzugter Yogapraxis – wird im Endziel immer die Erkenntnis der Vereinigung mit dem Selbst, unserem innersten Kern angestrebt.

Auch wenn uns heute praktizierte Yogaformen äusserlich sehr unterschiedlich erscheinen, haben sie doch alle dasselbe Ziel: Nämlich die Befreiung des menschlichen Daseins vom Leiden hin zur Realisierung des höchsten menschlichen Potenzials, der Erkenntnis der wahren Menschennatur, der vielgepriesenen, absoluten Glückseligkeit.


Hier findest du einen kurzen Überblick über die sieben traditionellen Wege des Yoga:

Jnana Yogin

Jnana Yoga

Jnana Yoga ist der Yoga der Weisheit. Er ist der Yoga der Veden und frühen Upanischaden, worin das Wirkliche vom Unwirklichen, im Lichte der Weisheit, durch einen Prozess der kontemplativen Meditation unterschieden wird. Jnana Yoga erforscht ebenso wie Raja Yoga sämtliche Feinheiten des menschlichen Geistes, setzt dafür jedoch anders als Raja Yoga die erforschende Fähigkeit des rationalen Geistes ein. Von zentraler Bedeutung ist hier die Beschäftigung mit der Frage: Wer bin ich?

Bhakti Yoga

Bhakti Yoga nutzt die Energie der Emotionen: Wünsche, Zuneigung, Hingabe und Liebe. Es wird jedoch Wert darauf gelegt, dass das Objekt dieser Gefühle göttlich ist und nicht sterblich. Durch Rituale, die Gesang, Tanz und das Rezitieren von Mantras einschliessen, wird das Sehnen des menschlichen Herzens gelenkt, intensiviert und gebraucht, um die gewohnheitsmässige Empfindung des Getrenntseins aufzulösen, die automatisch zu Wünschen, Bindungen und dadurch zu endlosem Leid führt.

Krishna and Radha
Karma Yogin

Karma Yoga

Die Bhagavad Gita ist die massgebliche Quelle des Karma Yoga. Ein Karma Yogi strebt nach Befreiung, indem er sich selbst und seinen Aktivitäten mit einer selbsttranszendierenden Einstellung begegnet. Was immer auch seine Aufgaben, Pflichten und Aktivitäten sein mögen, er betrachtet alles als Opfergabe an das Göttliche, als einen selbstlosen Dienst, und tut nichts im Hinblick auf die Früchte, die es bringen mag, ob finanziell, sozial oder spirituell. Dadurch sind Yogis imstande, die weltlichen Aktivitäten des täglichen Lebens zu nutzen, um die Bindungen zu lösen, die sie blind machen für ihre Beziehung zum Absoluten.

Mantra Yoga

Das Wort Mantra besteht aus zwei Sanskrit Begriffen: Manas (Mind/Geist/Verstand) und Trayati (Befreiung). Mantra Yoga handelt also ebenfalls von der Befreiung des menschlichen Geistes und wird in vielen Texten als eine geeignete Yogaform betrachtet, wenn Hingabe und Eifer nicht sehr auspeprägt sind. Im Mantra Yoga wird ein kurzer Ausspruch hörbar oder in Gedanken wiederholt rezitiert, um den Geist zu konzentrieren. Die meisten traditionellen Mantras besitzen eine besondere spirituelle Bedeutung und Schwingung, was zur Folge hat, dass jedes Mantra eine andere spirituelle Wirkung auf das Bewusstsein der/des Praktizierenden hat.

Mantra Text
Raja Yogin

Raja Yoga

Raja Yoga, der ‚königliche‘ Yoga, konzentriert sich auf die Meditationstechniken wie sie in den Yoga Sutras von Patanjali dargelegt werden. Obwohl der Ausdruck Raja Yoga in vielen Yogaschriften erwähnt wird, verwenden die Yoga Sutras ihn selbst nicht. Raja Yoga wird heute als Meditation verstanden, ohne Beziehung zu den anderen Gliedern des Yoga. Dies ist jedoch ein grosser Irrtum, denn es kann ohne Raja Yoga kein Hatha Yoga und ohne Hatha Yoga kein Raja Yoga geben. Meditation kann man nicht ohne eine gute Stellung, einen ruhigen, gleichmässigen Atem und eine Verinnerlichung des Bewusstseins erfahren. Wenn der Körper seine Stabilität verliert, streift der Geist umher, und der Atem wird unregelmässig; wenn der Geist umherwandert, verliert der Körper seine Stabilität, der Atem wird unbeständig. Die Stellung, der Atem und das Bewusstsein bilden die Schnur, die jeden Teil der Praxis verbindet und vom konkreten Aspekt der Stellung zum subtileren Aspekt des reinen Bewusstseins führt.

Tantra Yoga

Das Wort Tantra besteht aus zwei Sanskrit Begriffen: Tanoti (Ausdehnung) und Trayati (Befreiung). Tantra Yoga wird als der einzige Weg bezeichnet, der im gegenwärtigen Zeitalter, das durch die destruktive Wirkung selbstsüchtiger Wünsche gekennzeichnet ist, zur Befreiung führen kann. Tantra funktioniert, weil es die grundlegende Energie des alltäglichen Lebens benützt, um das Bewusstsein zu verwandeln: die Energie des Wunsches. Für die Verwandlung von Wünschen in spirituelle Ekstase hat es immer zwei Wege gegeben. Beim äusseren, linken Weg handelt es sich um die extremste und meistens missverstandene Form tantrischer Übung, den ritualisierten sexuellen Kontakt. Dieser Weg wurde nur höchstentwickelten Yogis und Yoginis empfohlen, die sich längst vom sexuellen Verlangen losgelöst hatten. Dieser äusserst schwierige Weg ist nicht Selbstzweck, sondern soll das Bewusstsein innerlich klären. Beim inneren, rechten Weg erfolgt diese energetische Auflösung und Erhöhung des Bewusstseins durch die Anwendung von Asanas (Körperstellungen), Pranayama (Atem- und dadurch Pranakontrolle) und mächtigen meditativen Visualisierungen.

Yantra
Chakra Graphik

Hatha Yoga

Hatha Yoga ist einer der am meisten praktizierten Yogawege und zugleich Ursprung der nicht weniger bekannten Yogaschulen Ashtanga Vinyasa Yoga, B.K.S.Iyengar Yoga, Traditionelles Hatha Yoga und Viniyoga. Obwohl dem Hatha Yoga eine starke Körperbetonung zugesprochen wird, lehrt er nicht nur Asanas (Körperhaltungen). Gemäss den Schriften des Hatha Yoga wird der Übung der esoterischen Techniken, Pranayama (Atem- wie Pranakontrolle), Bandhas (neuromuskulären Verschlüssen), Shatkriyas (internen Reinigungsprozessen) und Mudras (Symbolhaltungen, um die subtilen Energien im feinstofflichen Körper zu lenken) eine weit grössere Bedeutung zugemessen. Asanas geben dem Körper Stabilität und Ruhe, um die Feinheiten der als Raja Yoga bekannten Meditation zu erforschen. Hatha bedeutet Wille, wird aber vielmehr als die Einheit von Ha (Sonne) und Tha (Mond) angesehen, also der sich ergänzenden, gegensätzlichen Tendenzen in Körper und Geist. Ziel des Hatha Yoga (wie auch des Kundalini Yoga, die beide auf Tantra basieren) ist es, die grundsätzlich 'weiblichen' und 'männlichen' Energien im Körper in Balance zu bringen. Die Mondenergie fliesst durch den Ida Nadi, durch den linken Nasenflügel und die Sonnenenergie fliesst durch den Pingala Nadi, durch den rechten Nasenflügel in den Körper. Hatha Yoga Techniken, im besonderen Pranayama und die Shatkriyas, reinigen und stabilisieren diese subtilen Energieflüsse. Erst wenn sie im Gleichgewicht sind, kann die mystische Schlangenkraft Kundalini Shakti (Prana/Energie-Aspekt des Bewusstseins) durch den Sushumna Nadi (Hauptenergiekanal im Zentrum der Wirbelsäule), zu Shiva (Cit/Bewusstseins-Aspekt des Bewusstseins selbst) aufsteigen, um so im Sahasrara Chakra die Selbstverwirklichung zu realisieren. In seiner Vollendung verspricht diese Yoga-Technik sogar die Schaffung einer Art göttlichen Körpers, der gegen den Einfluss von Zeit und Krankheit immun ist. Zusätzlich bilden sich durch Hatha Yoga verschiedene psychische Kräfte aus, die Telepathie und mehr einschliessen.

Yoga fördert ein tiefes Verständnis für unsere ganz eigene Lebenssituation und das Leben selbst, hervorgebracht durch das regelmässige üben von Achtsamkeit. Er fördert die Fähigkeit, physisch wie psychisch loszulassen von vergangenen, schmerzvollen, negativen Erfahrungen und Eindrücken, um mehr und mehr im Hier und Jetzt aufzublühen.


Yoga ist also Prozessarbeit und bedeutet nicht, uns vom Leben abzuwenden – im Gegenteil – er hilft, uns den Forderungen des Lebens zu stellen, mit beiden Füssen mitten ins Leben zu treten und Verantwortung zu übernehmen für alles was uns widerfährt. Oder wie Tich Nhat Hanh es ausdrückte:

 

“The real miracle is not to walk on water or in thin air, but to walk upon the earth.”

Shiva auf Reittier Nandi
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